Mit dem goldenen VCD Bruckmandl 2021 wurde das Ehepaar Wörle für ihren jahrelangen, persönlichen und ehrenamtlichen Einsatz zur Förderung des Radverkehrs in und un Regensburg, geehrt. Die Würdigung wurde am Samstag 23.04.2022 zum 9. Mal vergeben. Überall dort, wo Radverkehr in der Stadt und dem Landkreis Regensburg gedacht wird, ist mindestens einer von beiden dabei. Egal ob es um Freizeitrouten, Radtouren, Fahrradpendlerrouten, Fahrradsicherheit, Radverkehrssicherheit, Fahrradabstellanlagen, Winterdienst, Bürgerbeteiligungsverfahren, rechtlichen Grundlagen aus der StVO, die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (kurz ERA) und nicht zu vergessen den Radentscheid geht: Regine Wörle oder Dr. Klaus Wörle sind dabei.
Unser Geschäftsführer Uli Schmack war vor Ort und hat im Namen von Feine Räder gratuliert.
Wolfgang Bogie, 1. Vorsitzender vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) erzählte sehr unterhaltend aus dem Fahrradleben des Ehepaares: „Wie bei den meisten Menschen in Bayern ging das Erlebnis Fahrradfahren in der Grundschule, in der 4. Kasse los, so auch bei den Wörles.“ Regine Wörle ist in München aufgewachsen und ihr Schulweg führte über die Maximilianstraße und das ging aus ihrer Sicht immer gut. Sie fühlte sich nie bedroht durch Autofahrer. Sie stellte bald fest, mit dem Rad kommt man in München überall hin. Geärgert hat Sie sich nur über Baustellen, an denen zu lesen war „Radfahrer absteigen!“ und dabei wurden auch noch oft die Autos über die Radwege geleitet. Am meisten hat sie gestört, dass es kein „Bitte“ in der Anweisung gab. Sie fragte sich dann sehr bald, es muss doch auch eine Interessensvertretung für Radfahrer geben und nicht nur für Autofahrer. Die Aufkleberaktion „Parke nicht auf unseren Wegen“ hat sie dann auf den ADFC aufmerksam gemacht, in den sie dann 1991, im Kreisverband München, eingetreten ist.
Im Januar 1997 zog sie mit ihrem Mann Klaus nach Regensburg. Entsetzt stellte Sie fest, dass hier viel Radler jeglichen Alters auf Gehwegen fuhren. Das kannte Sie von München nicht.
2003 wurde sie aktiv, gemeinsam mit dem VCD, beim Bürgerentscheid zum Verkehrsberuhigten Domplatz. Bis heute sind ihre selbstgebackenen Domplätzchen bei Bogie gut in Erinnerung geblieben.
Regine Wörle machte eine regelrechte Blitz-Karriere beim ADFC. Diese startete im Kreisvorstand des ADFC, 2008 fuhr sie als Delegierte zur Bundeshauptversammlung, 2011 bis 2015 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden im Landesverband Bayern gewählt. Schon 2010 wurde Sie zur Tourenleiterin und als Vorstandsbeauftragte bildete sie dann selber ADFC-TourGuides aus.
2011 ergriff sie die Initiative für die Räume der ADFC Fahrradwerkstatt, die seither erfolgreich betrieben wird.
Natürlich wurde am Esstisch der Wörles über die Bedeutung des Radverkehrs debattiert. Radverkehrsförderung wurde ihr und ihrem Mann immer mehr zu einem wichtigen Anliegen. Ein lebenswerteres Regensburg kann nur mit mehr Radverkehr zu Stande kommen, so ihr Credo. Damit wuchs in ihr der Gedanke, dass auch in Regensburg ein Bürgerentscheid zur Verbesserung des Radverkehrs durchgeführt werden muss. Das Vorbild zu dieser Initiative waren der Radentscheid 2015 in Berlin und schließlich der Radentscheid 2017 in Bamberg. Schnell bekam sie Unterstützung für die Idee von anderen Aktiven aus der Regensburger Aktionsplattform der Umweltverbände.
Dr. Klaus Wörle, praktisch als ADFC Familienmitglied eingeheiratet, kann auf eine abwechslungsreiche Radfahrerkarriere zurückblicken. Die Radprüfung in der Grundschule schloss er, als einziger aus seiner Klasse, fehlerfrei mit dem „Ehrenwimpel“ ab. Schließlich meisterte er seinen Alltag mit dem Fahrrad, einschließlich den Lebensmitteleinkäufe für die Familie und als Werbeblätterausträger in Burglengenfeld. Bogie: „Dann folgte die damals übliche Landjungend-Mobilitätskarriere. Zuerst ein Mofa, dann mit 18 der KFZ-Führerschein und bald danach ein eigenes Auto.“ Nach eigenen Angaben, erlöst wurde er von dem Virus Auto während seines Studium. Seine erste Freundin hatte ein Tandem, was in ihm eine doppelte Begeisterung auslöste.
So ein Tandem schaffte er sich 12 Jahre später selber an, allerdings hauptsächlich um seine Kinder transportieren zu können. 2003 wurde er zum Vorsitzenden des ADFC im Kreisverband Regensburg gewählt. Auch er fuhr später als Delegierte zur Bundeshauptversammlung und wurde Mitglied im Tagespräsidium der ADFC- Landesversammlung.
Schließlich wurde sein Sachwissen zur Radwegebenutzungspflicht auf einem Radweg direkt vor seiner Haustür gefordert. Aus seinem Verständnis wurde durch die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Regensburg, das Verkehrszeichen 240, zur Radwegebenutzungspflicht unrechtmäßig aufgestellt. Er zog damit vor das Verwaltungsgericht Regensburg, verlor die Klage, aus seiner Sicht unberechtigt, zog weiter vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, gewann dort sein Anliegen, gegen das die Stadt Regensburg allerdings Revision einlegte. So führte die juristische Reise, nach insgesamt 8 Jahren, sogar vor das Bundesverwaltungsgericht. Dort erging dann ein vollumfängliches Urteil im Sinne von Wörle. Damit wurde sogar ein Grundsatzurteil erreicht. Dieses bemerkenswerte Urteil vom 18.11.2010 hat es sogar bis zu einer Meldung in die 20 Uhr Ausgabe der Tagesschau geschafft.
Dafür erhielt Wörle 2011 auf dem Radverkehrskongress der AGFS, den Deutschen Fahrradpreis „best for bike“ verleihen.
Grundsätzlich wichtig und hilfreich findet er für Regensburg den Verbund mit anderen Umweltverbänden. Wörle: „Naturgemäß sind hier die Überschneidungen mit dem VCD besonders groß, aber der Themenbereich Verkehr ist so uferlos und die Zahl der Aktiven so überschaubar, dass jegliches Konkurrenzdenken absurd wäre.“ Dieses Netzwerk, das engagierte Menschen unterschiedlichen Hintergründen und Motivationen zusammenbringt, gibt es sicher nicht in vielen Städten so wie in Regensburg.
Wörle: „Doch trotz des permanenten und oft genug frustrierenden Bohrens dicker Bretter gibt es einzelne Erfolge, die in der Regel immer im gemeinsamen Bemühen um die „gute Sache“ erreicht wurden. Sei es bei Bürgerbegehren oder dem langwierigen Bearbeiten von Verwaltungen und Kommunalpolitik von verschiedenen Seiten. Insofern bin ich gespannt, was wir gemeinsam noch schaffen für ein menschengerechtes Verkehrswesen und für die Lebensqualität in unserer Stadt.“